Die Wegwarte

Pflanze des Jahres 2009

Vieles gibt es zu berichten, über die Pflanze des Jahres 2009 – die Wegwarte (Cichorium intybus).
Neben der Bezeichnung Wegwarte existieren auch noch die Namen Zichorie, Verfluchte Jungfer, Hindläufe, Sonnenwirbel, Sonnenbraut u.v.a.
Nahe verwandt sind die beiden Arten
Cichorium intybus (Wegwarte) und Cichorium endivia (Endivie).
Sie sind über alle Erdteile verbreitet und dienen sowohl als Heil- sowie als Nutz- und Gemüsepflanzen. Schon im antiken Ägypten und Griechenland und im römischen Reich wurden beide Arten als Gemüse- und Salatpflanzen kultiviert.
Im germanischen Kulturkreis wurde die Wegwarte zu Zaubertränken verwendet. Sie sollte unverwundbar und unsichtbar machen.
Neben der mystischen Verwendung wurde die Wegwarte jedoch großflächig als Hackfrucht in Europa, Australien und Nordamerika angebaut. Eine besondere Bedeutung erlangten die gerösteten Wegwartenwurzeln oder Zichorien als Kaffeeersatz und sind seit dem 17. Jahrhundert als „Blümchenkaffee“ bekannt geworden. Um wichtige Pflanzen ranken sich stets viele Geschichten und wundersame Berichte.
Verbreitet ist die Sage, wonach ein Mädchen, das einem Jüngling die Treue gehalten hatte, an einer Wegkreuzung auf ihn wartete. Als er nicht zurückkehrte, erbarmte sich der Himmel und verwandelte die treue Braut in eine blaue Blume, die heute noch Wegwarte heißt. So schließt auch Hermann Löns eins seiner Lieder: „Da stehst du und wartest, dass ich komme daher, Wegewarte, Wegewarte. Du blühst ja nicht mehr!“
Der manchmal auch weiß blühenden Pflanze wurden in alter Zeit wundersame Eigenschaften zugeschrieben. So sollte sie Liebe erwecken, Zauber abwehren, Fesseln und Ketten sprengen, vor Hieb-, Stich- und Kugelwunden bewahren, Diebe entlarven sowie die Geburt beschleunigen.
Beim Landvolk meinte man, dass alle Wegwarten verwunschene Menschen seien. Und zwar ging es hier nach den Farben: die sehr selten vorkommenden weißen Blüten waren die guten Menschen, die am meisten verbreiteten blauen dagegen die schlechten.
Carl von Linne` nahm die Wegwarte in seiner berühmten Blumenuhr in Uppsala auf. Auf diesem Breitengrad öffnen sich die Blüten exakt um fünf Uhr morgens und schließen sich um zehn Uhr vormittags wieder.
So gäbe es noch manche Geschichte über die Wegwarte zu berichten, doch wenden wir uns der Pflanze nun aus botanischer Sicht zu:
Die Wegwarte gehört zur Familie der Korbblütler oder Asteraceae. Bei ihr sind nur Zungenblüten vorhanden. Mit einer langen, spindelförmigen Wurzel ist sie im Boden verankert. Daraus entwickelt sich ein Stängel, der leicht über einen Meter hoch werden kann.
Der Stängel ist kantig, hohl, rauhaarig und sparrig verästelt und gibt damit der Pflanze ihr charakteristisches Erscheinungsbild. Auffallend schön sind ihre Blüten, die von weiß über rosa und violett nach himmelblau gehen. Meist sitzen sie vereinzelt oder nur zu wenigen in den Blattachseln und öffnen sich nur bei Sonnenschein.
Die unteren Blätter der Pflanze sind fiederartig gespalten und werden nach oben zunehmend einfacher bis lanzettlich.
In der Wurzel führt die Wegwarte einen kautschukhaltigen Milchsaft. Außerdem machen Gerb- und Bitterstoffe die Pflanze schon seit alters her zu einer wertvollen Heil- und Arzneipflanze. Sie wurde von Ärzten und Heilkundigen gegen Gebrechen wie Hämorrhoiden, Schwerhörigkeit, Schwindsucht, Hautausschlägen, Lepra und bei vielen anderen Krankheiten angewendet.
In unserer Zeit benutzt man sie bei dyspeptischen Beschwerden und gegen Appetitlosigkeit mit gutem Erfolg.
Auf unseren Exkursionen finden wir die Wegwarte meistens an trockenen Standorten und Wegrändern. Sie liebt den lehm- und kalkhaltigen Boden. Hoffen wir, dass uns die schönen blauen Blüten noch lange entgegen leuchten. (VNU)

Wegwarte

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