Blume des Jahres 2011
Die Moorlilie – Narthecium ossifragum
Der Name Moorlilie verrät schon wichtige Details über die Blume des Jahres 2011. Ihr Standort sind staunasse, kalkarme Heide- und Hochmoore im Tiefland, gelegentlich auch im hügeligen Gelände. Vergesellschaftet ist sie häufig mit der Glockenheide Erika tetralix. Der zweite Teil des Namens verrät zu welcher Pflanzenfamilie sie gehört. Sie zählt zur Familie der lilienartigen Gewächse (Liliaceae) und zur Gattung Narthecium (Beinbrech).
Bedroht ist sie deshalb, weil die Lebensräume Moor und Feuchtgebiete immer weniger werden. Während sie in den Moorlandschaften Westskandinaviens noch ziemlich verbreitet ist, sind in unserer Region nur noch einzelne Standorte am Heiligen Meer, in den Dammer Bergen sowie an der holländischen und belgischen Grenze bekannt.
Die Moorlilie ist eine ausdauernde Rhizompflanze und hat einen steifen, aufrechten Stängel. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 5 bis 45 cm. Ihre grundständigen, lanzettartigen Blätter erinnern stark an die der Schwertlilie. Die Blüten, die keinen Nektar enthalten, stehen traubenförmig zu sechs bis zehn sternartig abgespreizt zusammen. Die Blütenblätter sind 6 bis 8mm lang, getrennt blättrig, außen grünlich und innen leuchtend gelb gefärbt. Die Narbe ist dreilappig. Auffallend sind die sechs ziegelroten, wollig behaarten Staubbeutel.
Die Moorlilie blüht im Juli bis August. Sie verströmt einen nelkenartigen Duft und wird durch Insekten bestäubt.
Als Inhaltsstoffe sind Saponine, Gerbstoffe und die antibiotisch wirkenden Glykoside Narthesid A und Narthesid B bekannt. Die Pflanze wird als giftig eingestuft, wobei die Giftwirkung möglicherweise durch Pilzbefall ausgelöst wird.
Neben „Ährenlilie“ ist die Bezeichnung „Beinbrech“ ein interessanter Name für die Moorlilie. Eine genaue Erklärung für diesen Namen gibt es jedoch nicht. Möglich wäre, dass die Pflanze einst als Heilmittel für Knochenerkrankungen verwendet wurde.
Eine andere Möglichkeit für die Namensgebung ist, dass die Pflanze für Knochenbrüche beim Weidevieh verantwortlich gemacht wurde; denn das kalkarme Futter auf den Heidemoorböden beeinflusst ein gesundes Knochenwachstum negativ.
Eine dritte Möglichkeit für den Namen „Beinbrech“ sind die schwankenden Moorböden, die den Tieren keinen festen Tritt ermöglichen und es so vermehrt zu Knochenbrüchen kam. Welche von den Erklärungen richtig ist, weiß man nicht genau.
Die Moorlilie wird uns stets an Loki Schmidt erinnern. Sie, die sich schon früh den Schutz der bedrohten Pflanzen unserer Heimat auf ihre Fahnen geschrieben hat, erwählte sie zur Pflanze des Jahres 2011.
Seit 1980 wird jährlich die „Blume des Jahres“ von der Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen oder kurz Loki-Schmidt-Stiftung (auch Stiftung Natur und Pflanzen) bekannt gegeben.
(Ursula Jörgens)